Für die Verlängerung der A100 soll in der Beermannstraße in Treptow neben bezahlbarem Wohnhäusern auch eine Kleingartenanlage abgerissen werden. Am Mittwoch, den 12. November soll um 11 Uhr ein Ortstermin mit der Senatsverwaltung stattfinden, um die Übergabe der Gärten an den Senat vorzubereiten. Direkt im Anschluss sollen sie geräumt werden, obwohl für diesen Monat noch Pachtverträge bestehen. Einige PächterInnen werden der Senatsverwaltung am Mittwoch den Zutritt verweigern und ihre Gärten nicht räumen. Hintergrund sind offene Fragen zu ihrer Entschädigung.
Die Kolonie Alt-Ruhleben am Ende der Beermannstraße besteht aus mehr als 20 Parzellen. Nach Baubeginn des heftig umstrittenen 16. Bauabschnitts der A100 von Neukölln nach Treptow, wurde den PächterInnen Anfang des Jahres gekündigt. Im Mai wurde der Wert der Gärten geschätzt, um auf dieser Grundlage die Höhe der Entschädigungen festzulegen. Trotz wiederholten Nachfragen wurde das Ergebnis der Schätzung erst Ende September mitgeteilt. Die meisten Betroffenen sind mit den angesetzten Summen unzufrieden. Deren Zustandekommen ist für sie nicht nachvollziehbar. So fehlen Angaben zu Lauben und Bepflanzungen, oder sind in den Augen der Pächter zu niedrig angesetzt. Auf Grundlage der vorgesehenen Entschädigung wird es ihnen kaum möglich sein, in Berlin erneut einen Garten zu finden.
Neben der Höhe der Entschädigung stören sich die Betroffenen auch am Vorgehen der Senatsverwaltung. So wird von ihnen verlangt, die zum zeitnahen Abriss vorgesehenen Hütten besenrein an den Senat zu übergeben. Der Senat leistet weder logistische noch finanzielle Unterstützung bei der Räumung der Lauben. Vielfach sehen sich GärtnerInnen mangels Alternativen gezwungen, ihr gesamtes Inventar wegzuschmeißen oder auf eigene Kosten einzulagern. Auch der sehr kurzfristig auf Mittwochvormittag festgesetzte Übergabetermin ist für die meist berufstätigen Betroffenen nur schwer einzuhalten. Da die Höhe der Entschädigungssummen immer noch nicht geklärt ist, verweigern einige Pächter den Abnahmetermin. Sie befürchten, dass sie nach erfolgter Übergabe nichts mehr in der Hand haben, um sich in irgendeiner Form gegen die aus ihrer Sicht „untransparente und unmenschliche Abfertigung“ zu wehren.
GegnerInnen der A100 und verschiedene Mieterinitiativen fordern schon seit langem einen Erhalt der Wohnhäuser und Gärten in der Beermannstraße. Zuletzt haben sie dieser Forderung Ende Oktober mit einem Go-In bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Nachdruck verliehen. In Berlin soll eine ganze Reihe von Kleingartenanlagen für zweifelhafte Bauprojekte abgerissen werden. Auch deswegen ist das Vorgehen der Senatsverwaltung in den Augen der A100-GegnerInnen und Stadteilinitiativen gegen Mieterhöhung und Verdrängung politisch hoch brisant.
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