Kurz vor dem Abriss ins Hotel
http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2015/02/a100-beermannstrasse-treptow-autobahn-schlichtung.html
Lange sah es so aus, als könnten sechs
Mietparteien in der Beermannstraße den A100-Bau stoppen. Doch das
scheint nun abgewendet: Die Mieter bekommen Ausgleichszahlungen für die
höheren Mieten in den neuen Wohnungen, außerdem kommt der Senat für
Hotelübernachtungen bis zum Einzug auf. Richtig zufrieden wirken die
letzten Bewohner damit nicht - aber sie scheinen sich zu fügen. Von Julia Rehkopf
Die Bauarbeiten für die A 100 sind seit
Monaten im Gange, jetzt ist der Abschnitt am Treptower Park dran. Dafür
müssen zwei Wohnhäuser in der Beermannstraße abgerissen werden. Die
meisten Mieter sind schon ausgezogen, nur sechs Mietparteien sind noch
dort. Aber auch deren Zeit ist abgelaufen: Am Montag müssen alle
Wohnungen leer sein. Die letzten Mieter haben darum nun eine saftige
Ausgleichszahlung zugesagt bekommen. Sie soll ihnen helfen, Umzug und
neue Miete zu stemmen.
Die Zahlen klingen riesig: 191 Monate, also fast 16 Jahre lang, soll es die Ausgleichszahlungen für die verbleibenden Mieter der Beermannstraße 20 und 22 geben. Im Fall des Mieters Benjamin S. sind es 140 Euro im Monat - das wären dann insgesamt knapp 27.000 Euro. "Das macht es natürlich dann schon wesentlich einfacher, noch einen geeigneten Wohnraum zu finden", sagt Benjamin S.
Die Zahlen klingen riesig: 191 Monate, also fast 16 Jahre lang, soll es die Ausgleichszahlungen für die verbleibenden Mieter der Beermannstraße 20 und 22 geben. Im Fall des Mieters Benjamin S. sind es 140 Euro im Monat - das wären dann insgesamt knapp 27.000 Euro. "Das macht es natürlich dann schon wesentlich einfacher, noch einen geeigneten Wohnraum zu finden", sagt Benjamin S.
Die Enteignungsbehörde hat gesprochen
Aber woher kommt dieses Geld auf einmal?
Bisher war die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dafür
zuständig, das Haus zu entmieten, und hatte nichts dergleichen
angeboten.
Die Senatssprecherin Petra Rohland erklärt diesen Wandel so, dass der Senat eben das Problem weiterreichen musste, als die Verhandlungen mit den sechs Mietparteien nicht zum Erfolg geführt hatten. Weil die Mieter in den Häusern bleiben wollten, sei dem Bauherren "nichts weiter übrig geblieben, als die Enteignungsbehörde anzurufen".
Die Senatssprecherin Petra Rohland erklärt diesen Wandel so, dass der Senat eben das Problem weiterreichen musste, als die Verhandlungen mit den sechs Mietparteien nicht zum Erfolg geführt hatten. Weil die Mieter in den Häusern bleiben wollten, sei dem Bauherren "nichts weiter übrig geblieben, als die Enteignungsbehörde anzurufen".
Unabhängige Entscheidung
Die Enteignungsbehörde arbeitet unabhängig und
hat nun zwei Dinge entschieden: Zum einen müssen am Montag alle Mieter
endgültig draußen sein, sonst werden sie auf eigene Kosten polizeilich
geräumt. Zum anderen entschied sie, dass den Mietern ein finanzieller
Ausgleich zusteht in Höhe der Differenz zwischen der alten und der neuen
Miete.
Diese Entscheidung wirkt für den Staatssekretär Christian Gaebler (SPD), der sich bei der Senatsverwaltung um die Beermannstraße kümmert, wie eine Klatsche - denn der Senat hatte von Ausgleichszahlungen bislang nichts wissen wollen: "Die Frage der Entschädigung für die Mieter ist immer eine schwierige Verhandlungssache; uns sind da bundes- und haushaltsrechtlich Grenzen gesetzt. Wenn jetzt die Enteignungsbehörde andere Sachen entscheidet, ist das natürlich eine Grundlage, auf der dann geprüft werden muss, ob diese Ansprüche erfüllt werden können."
Diese Entscheidung wirkt für den Staatssekretär Christian Gaebler (SPD), der sich bei der Senatsverwaltung um die Beermannstraße kümmert, wie eine Klatsche - denn der Senat hatte von Ausgleichszahlungen bislang nichts wissen wollen: "Die Frage der Entschädigung für die Mieter ist immer eine schwierige Verhandlungssache; uns sind da bundes- und haushaltsrechtlich Grenzen gesetzt. Wenn jetzt die Enteignungsbehörde andere Sachen entscheidet, ist das natürlich eine Grundlage, auf der dann geprüft werden muss, ob diese Ansprüche erfüllt werden können."
Ein Prüfung der Kündigungen steht noch aus
Die Ausgleichszahlungen allerdings kommen nun
aus Bundesmitteln, das Budget der Senatsverwaltung wird also nicht
belastet. Und: Ob das Geld nun wirklich gezahlt wird, macht die Behörde
davon abhängig, ob die Kündigungen rechtmäßig waren. Und auf genau diese
Frage geben Mieter und Senatsverwaltung sehr unterschiedliche
Antworten, wie die Sprecherin Petra Rohland erklärt: "Die Mieter haben
gegen ihre Kündigung geklagt. Da gibt es noch keine Entscheidung. Und
deshalb hat die Enteignungsbehörde gesagt: Vorsorglich wird bis zu einer
solchen Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Kündigung eine
Ausgleichszahlung passieren."
Der Mieter Benjamin S. hat inzwischen jedenfalls seine Sachen gepackt, er will am Montag endgültig ausziehen. Eine neue Wohnung hat er noch nicht, die Angebote, die ihm der Senat gemacht hatte, hatte er seinerzeit ausgeschlagen: "Ja, das ist eben ärgerlich, weil da schon etwas dabei war, allerdings waren die Angebote immer so um die 150 bis 200 Euro teurer und das konnte ich eben unmöglich bezahlen von heute auf morgen", sagt S.. Jetzt allerdings seien auch diese Ersatzwohnungen weg.
Der Mieter Benjamin S. hat inzwischen jedenfalls seine Sachen gepackt, er will am Montag endgültig ausziehen. Eine neue Wohnung hat er noch nicht, die Angebote, die ihm der Senat gemacht hatte, hatte er seinerzeit ausgeschlagen: "Ja, das ist eben ärgerlich, weil da schon etwas dabei war, allerdings waren die Angebote immer so um die 150 bis 200 Euro teurer und das konnte ich eben unmöglich bezahlen von heute auf morgen", sagt S.. Jetzt allerdings seien auch diese Ersatzwohnungen weg.
Widerstand hat sich offenbar gelohnt
Und trotzdem: Der Widerstand der letzten
Mieter hat sich für diese gelohnt. Für Sonntag hat das Bündnis "Besetzen
statt Räumen" zwar noch eine Demonstration zu den beiden Häusern in der
Beermannstraße angekündigt - mit möglicher anschließender Besetzung.
Für Benjamin S. spielt dieser Protest allerdings keine Rolle mehr. Seine
Möbel werden zwischengelagert, er selbst zieht vorerst ins Hotel: "Das
muss auch der Senat übernehmen, das steht auch im Beschluss der
Enteignungsbehörde, allerdings nur für drei Wochen", sagt er. Jetzt
müsse er eben ganz einfach gucken und weiter suchen.
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