A100: Warten auf die Abrissbirne
Mieter wollen nicht weichenvon Cornelia Schmalenbach
http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/mieter-wollen-nicht-weichen-a100--warten-auf-die-abrissbirne,7169128,28879302.html
BERLIN – Vor dem Winter setzt der Senat den letzten Mietern in der Beermannstraße 20 und 22 die „Pistole“ auf die Brust: Für die Verlängerung der A100 sollen sie bis Freitag ausziehen. „Vorzeitige Besitzeinweisung“ heißt die Vertreibung im Amtsdeutsch.
Diese beiden Häuser mit 120 Wohnungen sollen verschwinden. Betroffen sind auch die hinteren Flügel im Garten und Seitenaufgänge. Foto: Lebie |
Zu den letzten zwölf, die noch keine neue Bleibe fanden, gehört auch eine Familie mit drei Kindern. „Wir suchen eine bezahlbare Wohnung in der näheren Umgebung, weil die Kinder hier zur Schule gehen“, erklärt die blonde Frau aus dem Erdgeschoss. „Ich habe große Angst, dass wir obdachlos werden.“
Sichtbarer Protest der letzten Mieter in der Beermannstraße in Treptow gegen die A 100. Foto: Lebie |
Die Beermannstraße 20 wurde erst in den letzten Jahren saniert. Die roten Herzen auf den Briefkästen erinnern an glückliche Zeiten der Bewohner. Foto: Lebie |
Benjamin S. sitzt an seinem Flügel. „Er ist meine Existenz“, sagt der Musiker. Zum Üben und Malen braucht er Platz. Foto: Lebie |
Der Mann lässt sich nicht vertreiben. „Mit dem Drohbrief will uns der Senat einschüchtern“, sagt er. „Die Verlängerung der Autobahn soll erst 2022 fertig sein – 3,2 Kilometer für 473 Millionen Euro. Ein Riesenprojekt. Wir Mieter aber sollen ohne Entschädigung einfach so verschwinden.“
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